vergessen (traum)
Am Anfang dachten wir, es treffe nur die Alten. Wir könnten sie wegsperren und überhaupt, wer braucht schon Alte. Wir hatten sie doch schon vergessen.
Später waren es auch die Jüngeren. Es ist nicht so schlimm. Man geht in den Vorruhestand, macht etwas langsamer. Wer arbeitet schon bis 65.
Als es auch auf die Leute im mittleren Alter übergriff, fing das große Schuldzuschreiben an. Die Ernährung, der Stress, der Bewegungsmangel, das Fernsehen, der Feinstaub, der Unglauben. Und wenn die Betroffenen alles richtig gemacht hatten, dann schüttelte man eben nur den Kopf und sagte, die arme Familie.
Bis wir merkten, dass es ansteckend ist, war es schon überall. Auch die Kinder zeigten inzwischen Symptome und kein Land und keine Insel blieb frei.
Die Menschheit wurde verrückt. Jeder Mensch nur anfallsweise, mal mehr mal weniger. Ein paar Stunden ohne Verstand, dann vielleicht wieder zwei Tage vernünftig.
Ich lebe mit meinem Freund in einer Hütte im Wald. Die Wände sind aus Brettern und aus Steinen. Wir haben einen Kamin, auf dem ich kochen kann. Das Baumaterial haben wir von einer stillgelegten Fabrik in der Nähe. Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob wir sie selbst gebaut haben, oder jemand anderes. Das Geschirr ist aus Emaille, alt und mit ganz verschiedenen Farben. Tagsüber ist mein Freund fort, ich weiß nicht, wohin oder warum. Abends kommt er meistens wieder. Er spricht nicht viel. Manchmal weint er im Schlaf. Wenn er verrückt ist, schimpft er laut und ich kann kein Wort verstehen. Er schlägt mich und läuft dann davon. Ich glaube, er will mich vor sich beschützen. Wenn er wieder zurück kommt und vernünftig ist, erzähle ich ihm nichts davon. Er erinnert sich nicht, was er getan hat, so wie alle.
Heute gehe ich zu Freunden. Sie wohnen zusammen in einem großen Haus mit Garten. Auf dem Weg höre ich Lärm und trete zur Seite, zwischen die Bäume. Ein paar Leute rollen große Steine und Töpfe den Hang hinunter und versuchen sie einzufangen. Sie lachen und rufen und sind bald außer Sicht. Ein Tisch steht am Wegrand, den haben sie umgeworfen. Buntes Essgeschirr aus Plastik liegt durcheinander. Einige Konservendosen und Brotscheiben sind auch dabei, die sammle ich in meinen Rucksack und gehe weiter.
Meine Freunde sitzen vor dem Haus auf der Terrasse. Sie teilen ihr Essen und erzählen Geschichten.
Einer war heute auf Arbeit, aber er wurde nach Hause geschickt, weil er einen Kollegen mit der Pistole bedroht hat. Zumindest hat das der Kollege gesagt. Die Freunde trösten ihn. Ob er wirklich eine Pistole hat? Ein anderer erzählt, dass seine Großmutter zu ihnen ins Haus ziehen wird. Er freut sich darauf. Eine Frau singt ein Gutenachtlied, obwohl erst Mittag ist. Kinder spielen am Klettergerüst.
Auf dem Weg nach Hause komme ich an der alten Fabrik vorbei. Sie ist mir unheimlich. Am Himmel schweben mehrstöckige Zeppeline in der Dämmerung. Ich habe gehört, das sind die neuen Fabriken, aber ich weiß nicht, ob es stimmt. Ich würde sie gern einmal von nahem sehen.
Zuhause brennt schon Licht und es duftet nach Essen. Als ich zur Tür hereinkomme, blickt mein Freund auf und lächelt mich an.
Später waren es auch die Jüngeren. Es ist nicht so schlimm. Man geht in den Vorruhestand, macht etwas langsamer. Wer arbeitet schon bis 65.
Als es auch auf die Leute im mittleren Alter übergriff, fing das große Schuldzuschreiben an. Die Ernährung, der Stress, der Bewegungsmangel, das Fernsehen, der Feinstaub, der Unglauben. Und wenn die Betroffenen alles richtig gemacht hatten, dann schüttelte man eben nur den Kopf und sagte, die arme Familie.
Bis wir merkten, dass es ansteckend ist, war es schon überall. Auch die Kinder zeigten inzwischen Symptome und kein Land und keine Insel blieb frei.
Die Menschheit wurde verrückt. Jeder Mensch nur anfallsweise, mal mehr mal weniger. Ein paar Stunden ohne Verstand, dann vielleicht wieder zwei Tage vernünftig.
Ich lebe mit meinem Freund in einer Hütte im Wald. Die Wände sind aus Brettern und aus Steinen. Wir haben einen Kamin, auf dem ich kochen kann. Das Baumaterial haben wir von einer stillgelegten Fabrik in der Nähe. Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob wir sie selbst gebaut haben, oder jemand anderes. Das Geschirr ist aus Emaille, alt und mit ganz verschiedenen Farben. Tagsüber ist mein Freund fort, ich weiß nicht, wohin oder warum. Abends kommt er meistens wieder. Er spricht nicht viel. Manchmal weint er im Schlaf. Wenn er verrückt ist, schimpft er laut und ich kann kein Wort verstehen. Er schlägt mich und läuft dann davon. Ich glaube, er will mich vor sich beschützen. Wenn er wieder zurück kommt und vernünftig ist, erzähle ich ihm nichts davon. Er erinnert sich nicht, was er getan hat, so wie alle.
Heute gehe ich zu Freunden. Sie wohnen zusammen in einem großen Haus mit Garten. Auf dem Weg höre ich Lärm und trete zur Seite, zwischen die Bäume. Ein paar Leute rollen große Steine und Töpfe den Hang hinunter und versuchen sie einzufangen. Sie lachen und rufen und sind bald außer Sicht. Ein Tisch steht am Wegrand, den haben sie umgeworfen. Buntes Essgeschirr aus Plastik liegt durcheinander. Einige Konservendosen und Brotscheiben sind auch dabei, die sammle ich in meinen Rucksack und gehe weiter.
Meine Freunde sitzen vor dem Haus auf der Terrasse. Sie teilen ihr Essen und erzählen Geschichten.
Einer war heute auf Arbeit, aber er wurde nach Hause geschickt, weil er einen Kollegen mit der Pistole bedroht hat. Zumindest hat das der Kollege gesagt. Die Freunde trösten ihn. Ob er wirklich eine Pistole hat? Ein anderer erzählt, dass seine Großmutter zu ihnen ins Haus ziehen wird. Er freut sich darauf. Eine Frau singt ein Gutenachtlied, obwohl erst Mittag ist. Kinder spielen am Klettergerüst.
Auf dem Weg nach Hause komme ich an der alten Fabrik vorbei. Sie ist mir unheimlich. Am Himmel schweben mehrstöckige Zeppeline in der Dämmerung. Ich habe gehört, das sind die neuen Fabriken, aber ich weiß nicht, ob es stimmt. Ich würde sie gern einmal von nahem sehen.
Zuhause brennt schon Licht und es duftet nach Essen. Als ich zur Tür hereinkomme, blickt mein Freund auf und lächelt mich an.
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